Pressefreiheit wird gemeinhin wahrscheinlich gerne überschätzt. Nicht jedoch in Justizkreisen: Wer sich als Staatsgewalt mal richtig austoben will, setzt sich locker über das Grundgesetz hinweg und durchsucht einfach mal eine Redaktion. Ist doch lustig, mal zu schauen, was es da so zu gucken gibt.... Oder man spioniert spektakulär Informanten oder Leserbriefschreiber aus. Generalprävention nennt man das wohl - ein juristisches Fachwort, das gerne mit "Abschreckung" übersetzt wird. So ist es jüngst geschehen beim "Darmstädter Echo". Es ist nicht das erste Mal, dass eine journalistisch tätige Redaktion Opfer solcher Justizwillkür wurde. Im Nachhinein kann man dann gerne feststellen lassen, dass das alles widerrechtlich war. Die Verantwortlichen in Darmstadt haben diese Absicht bereits angekündigt. Aber was nützt das? Die Abschreckung ist da, das Grundgesetz mit seiner Pressefreiheit hat mal wieder ein veritables Loch bekommen.
http://meedia.de/2014/06/25/durchsuchungsbeschluss-staatanwaelte-gehen-gegen-darmstaedter-echo-vor/?utm_campaign=NEWSLETTER_MITTAG&utm_source=newsletter&utm_medium=email
Donnerstag, 26. Juni 2014
Donnerstag, 19. Juni 2014
Gute Arbeit für gutes Geld?
Bekommen Journalistinnen und Journalisten für gute Arbeit noch gutes Geld? Eine Frage, die den ganzen Berufsstand umtreibt. Und das nicht nur in Deutschland. Immer mehr Aufgaben werden auf die redaktionellen Mitarbeiter abgewälzt, für das eigentliche Kerngeschäft bleibt zuweilen kaum noch Zeit. Gleichzeitig versuchen Verleger und Sender, die Gehälter und Honorare zu drücken, um Geld zu sparen. Dass die Qualität von Medienveröffentlichungen darunter leidet, liegt auf der Hand. Es will aber kaum jemand wahrhaben. Die Folge ist, dass auch in Deutschland der Bundesverband der Zeitungsverleger kein einheitliches Bild mehr abgibt. Nur die Gewerkschaften wie der Deutsche Journalisten Verband setzen sich konsequent für eine faire Bezahlung der Mitarbeiter ein. Jetzt gibt es überraschend Rückendeckung von den Verlegern - sie erkennen, dass mit Dumping-Bezahlung kein hervorragender Journalismus zu machen ist - womöglich noch nicht einmal welcher, der gesellschaftlich anerkannt und konsumiert und somit bezahlt wird. Naja, es sind nicht die deutschen Verleger, die zu dieser Erkenntnis gekommen sind - es sind die in der Schweiz! Näheres dazu schreibt die Neue Zürcher Zeitung:
http://www.nzz.ch/feuilleton/medien/selbstkritische-voten-aus-der-medienbranche-1.18323380
http://www.nzz.ch/feuilleton/medien/selbstkritische-voten-aus-der-medienbranche-1.18323380
Montag, 16. Juni 2014
Vom Wert des "Cat Content"
Katzen verdienen bei TV-Produktionen mehr als Schauspieler, berichtet die FAZ (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/die-gagen-der-schauspieler-hund-und-katze-kriegen-mehr-12982379.html). Das gilt zuweilen auch für Journalisten: „Cat Content“ wird im Internet in der Regel häufiger geklickt als inhaltlich-redaktionelle Inhalte. Der Boulevard bedient die Bewunderung für die putzigen Felltiger, was beim Publikum offenbar sehr gut ankommt. Journalistisch sind solche Angebote natürlich intellektuelle Diätkost. Krieg und Frieden, Rentendebatten, Rechtsextremismus, Ausspähung der Bürger – all das führt schnell zu einem Ermüdungseffekt bei den Konsumenten, während Cat Content „immer geht“. Für die Erstellung katzenmäßiger Inhalte braucht man kaum anständig bezahlte Medienmenschen – wie die Ablichtung einer fellfühligen Vertreterin mit dem Mobiltelefon des Autors für diesen Blog veranschaulicht (als Honorar gab es für „Lilli“ nur ein paar Streicheleinheiten). Für gute Arbeit muss gutes Geld bezahlt werden. Denn im Gegensatz zu Katzen, die mit Vollpension menschliche Obhut genießen, müssen Journalisten ihren Lebensunterhalt mit Arbeit verdienen. Natürlich hat auch Boulevard-Berichterstattung ihre Daseinsberechtigung. Wichtig ist aber auch die solide Finanzierung journalistischer Komplettangebote, bei denen sich die Welt nicht nur um Schmalspur-Themen dreht. Bis zu 400 Euro pro Tag – wie Katzen laut FAZ bei Fernsehproduktionen – verdient dort kaum ein Journalist. Warum eigentlich nicht?
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Knuddelig und kostengünstig, aber wenig journalistisch: "Cat Content". (Foto: F. Überall) |
Freitag, 13. Juni 2014
WDR: Mehr als jede/r zehnte muss gehen
Dunkle Wolken ziehen auf über dem altehrwürdigen
Westdeutschen Rundfunk (WDR). Mehr als jede/r zehnte Festangestellte wird in
den nächsten Jahren den Schreibtisch, das Sendestudio, das Rampenlicht räumen
müssen. 500 Stellen müssen abgebaut werden. Und das sind nur die „Festen“. Bei den
„Freien“ wird in ähnlichem Umfang gespart werden. Ganz gleich in welchem
Beschäftigungs- oder Auftragsverhältnis: Die Zeit gemütlicher
Rundfunk-Verwaltung ist längst vorbei. Viele ersticken in (Zusatz-)Arbeit, für
gediegenes journalistisches Handwerk bleibt immer weniger Zeit. Der WDR wird
sich verändern. Der von der Politik verordnete Sparzwang wird sich drastisch
auswirken. Intendant Tom Buhrow hat bereits durchblicken lassen, dass Aufgaben
reduziert werden müssen. Was bedeutet das konkret? Der WDR wird seine Angebote
einschränken, es wird weniger Programm geben. Denn man wird die „übrig
gebliebenen“ Beschäftigten ja nicht zu Hungerlöhnen arbeiten lassen. Das hätte
den Mitglieder der „Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs“ (KEF) bewusst sein
müssen. Inwieweit das noch etwas mit der Bestands- und Entwicklungsgarantie des
öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu tun hat, ist gerade in Zeiten des digitalen
Umbruchs in der Medienbranche fraglich. Wir brauchen eine breite Debatte
darüber, was öffentlich-rechtlicher Rundfunk für die Gesellschaft leisten soll!
"Eigen-Dreh" aus Personalmangel? Der WDR muss drastisch sparen. (Foto: F. Überall) |
Frank Schirrmacher wird fehlen
Es gibt selten (Sach-)Bücher – noch seltener von
Journalisten – die „hängen“ bleiben, die einen nachhaltig beschäftigen. „Das
Methusalem-Komplott“ von Frank Schirrmacher ist ein solches Werk, das mich
bewegt hat. Es steht immer noch in meinem Bücherregal, hat einige Umzüge
mitgemacht. Jetzt ist der Autor mit Mit-Herausgeber der „FAZ“ verstorben. Viel
zu jung, und mit ihm geht ein hervorragender Journalist und Vordenker. In
seinem „Methusalem-Buch“ hat er die Probleme der alternden Gesellschaft
beschrieben: Auch, wie die Medien damit umgehen, die letztlich vor allem ein
Bild der Jugend zeichnen. „Während des für das Selbstbild der Jugend unzählige
Schablonen gibt – nicht nur in der Werbung, auch im Film, in der Literatur, in
der Geschichte -, ist der alternde Mensch von einem gewissen Zeitpunkt an
buchstäblich ohne Vor-Bild“, schrieb Schirrmacher. Die „Abwesenheit des älter
werdenden Menschen in Fernsehen, Film und Werbung“ mache „das individuelle
Altern nur noch auffälliger“. Schirrmacher hatte mit seinem Buch im Jahr 2004
mal wieder eine wichtige Debatte angestoßen. Wie so oft. Nun wird er es nicht
mehr tun. Er ist nicht alt geworden. Er wird fehlen.
Donnerstag, 12. Juni 2014
Wulff, Blitze, Politik und Medien: (Neu-)Vermessung eines Abstandes
Was soll ich von einem Buch halten, das ich nicht mal lesen darf? Wie viele andere Menschen in Deutschland habe ich versucht, das Werk von Alt-Bundespräsident Christian Wulff am ersten Verkaufstag in der örtlichen Buchhandlung meines Vertrauens zu kaufen - was misslang, weil es auch beim Grossisten nicht vorrätig war. Warum nicht? Die spur führt nach Augsburg: Dort ist die Elektrik eines Auslieferungslagers von DHL durch einen Blitzeinschlag lahmgelegt worden. Das bestätigte ein DHL-Sprecher auf Anfrage. Bücher, die am Dienstag sortiert werden sollten um sie am Mittwoch auszuliefern, blieben vorerst liegen. Ob ganz oben oder ganz unten die Wulff-Bücher dabei waren, ist unklar - richtig aber ist, dass offenbar der Versand der Werke auch an Buchhändler beeinträchtigt wurde.
Wie auch immer: Was Christian Wulff vor allem mit seiner Medienkritik los getreten hat, ist ja ein wichtiges Thema. Wir sollten diesen Fall zum Anlass nehmen, genau hinzusehen, das Verhältnis zwischen Pressefreiheit und Persönlichkeitsrechten auf den Prüfstand zu stellen. Was hat Christian Wulff an substanziellen Anschuldigungen zu bieten? Was bisher aus den Medien zu erfahren war, ist doch ein bisschen dürftig. Ich will das Buch von Wulff lesen, um ihn zu verstehen. Ja, ich würde sogar gerne mit ihm darüber diskutieren. Über die (Neu-)Vermessung des Abstandes zwischen Medienvertretern und Politikern, über Gründe und Folgen. Ich denke, ich werde ihn an "meine" Hochschule mal einladen. In den Studiengang Journalismus, also zu denen, die genau diesen Beruf eines Tages ergreifen und prägen werden. Ich bin gespannt, ob die er Zeit und den Mut hat, zu uns zu kommen und sich der Diskussion zu stellen.
Wie auch immer: Was Christian Wulff vor allem mit seiner Medienkritik los getreten hat, ist ja ein wichtiges Thema. Wir sollten diesen Fall zum Anlass nehmen, genau hinzusehen, das Verhältnis zwischen Pressefreiheit und Persönlichkeitsrechten auf den Prüfstand zu stellen. Was hat Christian Wulff an substanziellen Anschuldigungen zu bieten? Was bisher aus den Medien zu erfahren war, ist doch ein bisschen dürftig. Ich will das Buch von Wulff lesen, um ihn zu verstehen. Ja, ich würde sogar gerne mit ihm darüber diskutieren. Über die (Neu-)Vermessung des Abstandes zwischen Medienvertretern und Politikern, über Gründe und Folgen. Ich denke, ich werde ihn an "meine" Hochschule mal einladen. In den Studiengang Journalismus, also zu denen, die genau diesen Beruf eines Tages ergreifen und prägen werden. Ich bin gespannt, ob die er Zeit und den Mut hat, zu uns zu kommen und sich der Diskussion zu stellen.
Mittwoch, 11. Juni 2014
Meine Kohle für die "Krauts"
Jetzt bin ich also auch "Krauter". Quasi in letzter Minute habe ich das Projekt "Krautreporter" unterstützt. Nicht, weil ich völlig von dem Konzept überzeugt wäre. Spendenfinanzierter Journalismus hat aus meiner Sicht noch keine sinnvolle Legitimation. Eine quasi privat finanzierte Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, bei der man nich gar nich genau weiß, was journalistisch-inhaltlich dabei heraus kommen wird, ist nicht das Optimum. Journalismus als Beruf muss auf sicheren Füßen stehen. Das müssen wir Verlegern und Sendeverantwortlichen deutlich machen, das gilt aber - zumindest mittelfristig - auch für solche Projektfirmen... Trotz aller Unklarheiten ist "Krautreporter" ein Schritt in die richtige Richtung: Wenn Medienhäuser den Wert des Journalismus, der Journalistinnen und Journalisten, nicht mehr honorieren wollen, wird man nach Alternativen suchen müssen. Die Crowd kann da vielleicht eine Hilfe sein. Ich befürchte aber, dass das schwierig ist - wie die niedrigen Unterstützerzahlen bei den "Krauts" bedauerlicherweise zeigen.
NACHTRAG am Freitag, den 13. (Juni 2014): Sie haben es tatsächlich geschafft! Krautreporter hat mehr als 15.000 Unterstützer, das Team wird also los legen (und ich bekomme 60 Euro abgebucht :-))
https://krautreporter.de/das-magazin
Dienstag, 10. Juni 2014
Richter erlauben Gauck-Zitat: Von feindlichen Spinnern
Laut Duden ist ein Spinner „umgangssprachlich abwertend“
gemeint „jemand, der wegen seines absonderlichen, skurrilen, spleenigen
Verhaltens auffällt, als Außenseiter betrachtet wird“. Da ist es dann durchaus
nachvollziehbar, dass unser Staatsoberhaupt Anhänger der rechtsextremen NPD als
"Spinner" bezeichnen darf. Mal ganz abgesehen von der Frage ob man Rassismus als „spleenig“
verharmlosen kann und wie es dieses Adjektiv nun wieder in den Duden – die deutsche
Rechtschreibinstanz – geschafft hat: Die Karlsruher Richter haben deutlich
gemacht, was Medien und auch dem Bundespräsidenten in Sachen Meinungsfreiheit
erlaubt ist, und das ist auch gut so. Das Bundesverfassungsgericht hat damit den
Weg frei gemacht für eine politische und gesellschaftliche Markierung derer,
die mit ihrem „absonderlichen Verhalten“ außerhalb der demokratischen Mehrheit
stehen. Gleichwohl dürfte der Begriff des „Spinners“ eher auf dem
journalistischen Boulevard sein Zuhause finden. Die Verantwortlichen der NPD
sollte man aber auch seriös als das bezeichnen, was sie sind:
Verfassungsfeinde, die das friedliche Zusammenleben in unserem Land gefährden.
Ich mein` ja nur…
Montag, 9. Juni 2014
Grübeln über Gerüchte - 10 Jahre Nagelbombe in der Kölner Keupstraße
Zehn Jahre ist er an diesem Pfingstmontag (9.6.14) her, der Nagelbombenanschlag auf der Kölner Keupstraße. Wie viele Stunden, Tage habe ich auf der Straße verbracht, um zu recherchieren? Welchen Gerüchten bin ich nicht alles nachgegangen? Da gab es die Erzählung, dass dubiose Agenten direkt nach dem Anschlag einem Anlieger zugeraunt hätten, dieser Anschlag werde nie aufgeklärt. Eine Spur, die ins Leere führte. Eine Spur, die so unglaublich nach einer "großen Geschichte" klang und die so viele Journalisten gehört hatten, dass es ein Wunder ist, dass sie keine großen Schlagzeilen produzierte. In der Welt der schummrigen Geheimdienste ist es eben medial nich so einfach sich zu bewegen. Das ist das Verstörende an der Gewaltwelle des NSU: Dass die Rolle der so genannten Sicherheitsbehörden so undurchsichtig ist, dass dem Staatsbürger im Rechercheur regelrecht schlecht wird. Ich denke nicht, dass wir die ganze Wahrheit wissen über die Verstrickung staatlicher Stellen in diese Vorfälle. Aber vielleicht irre ich mich auch - als Bürger eines demokratischen Gemeinwesens wünsche ich mir das sehnlichst, als Journalist befürchte ich weiterhin, dass sich dieser Wunsch nicht erfüllen wird.
Meine eigene Sicht auf den rechten Terror, der nach Köln getragen wurde, kann man hier nachlesen:
http://www.welt.de/regionales/koeln/article128801407/Wie-die-Ermittler-jahrelang-im-Dunkeln-tappten.html
Meine eigene Sicht auf den rechten Terror, der nach Köln getragen wurde, kann man hier nachlesen:
http://www.welt.de/regionales/koeln/article128801407/Wie-die-Ermittler-jahrelang-im-Dunkeln-tappten.html
Sonntag, 8. Juni 2014
Es lebe das Schwarz(er)geld!
Manchmal hat Alice Schwarzer etwas von Pipi Langstrumpf: Sie macht die Welt, wie sie ihr gefällt. Manchmal, aber nur manchmal hat man irgendwelche mittelfristigen Folgen nicht bedacht. Denn wenn man sorglos Schwarz(er)geld auf die Seite schafft und das öffentlich als Fehler einräumt, ist es etwas überraschend, sich über heftige medial-öffentliche Reaktionen zu wundern. Pippi, ähm Alice kann das - sie muss das sogar, das gehört quasi zum voreingestellten Programm der moralinsauren Sittenpredigerin. Gefühlt gab es in den letzten Jahren keine Talkshow zu einem irgendwie frauenrelevanten Thema, die sie nicht mit ihren bissigen Bemerkungen, mit dem dauererhobenen Zeigefinger, mit frechen Angriffen geschmückt hätte. Nun steht sie selbst am Pranger, nicht etwa zu Unrecht, sie hat selbst eingeräumt, Fehler gemacht zu haben. Fehler, die in der Regel bestraft werden, Fehler, die die Gesellschaft schädigen. Sie hat die Hand aggressiv aufgehalten, als es um die Verteilung von Steuergeldern für ihre Projekte ging, gleichzeitig hat sie für sich selbst beharrlich die Steuerpflicht flexibel ausgelegt. Alice Schwarzer, übernehmen Sie! In eigener Sache! Starten Sie eine Kampagne! Sie haben es jüngst doch so gut vermocht, für ein Verbot von Prostitution Stimmung zu machen, mit vielen Prominenten. Starten Sie eine Kampagne für ein Verbot für Steuerhinterziehung, jetzt! Wie? Wollen Sie nicht? Ist doch schon verboten? Naja, in Pippis Welt nicht :-)
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/alice-schwarzer-droht-doch-verfahren-wegen-steuerhinterziehung-a-973460.html
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/alice-schwarzer-droht-doch-verfahren-wegen-steuerhinterziehung-a-973460.html
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