Dem Begriff „auch“ kann man sprachlich nicht unbedingt
eine beeindruckende Eleganz unterstellen, auch und gerade dann nicht, wenn er
in einem Text besonders häufig vorkommt. Das wiederum ist im vorliegenden Text
der Fall. Denn manche wundern sich, dass ich als
Vorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV) mich manchmal nicht auf
Anfragen melde oder das (zu) lange dauert. Letztlich bin ich aber „auch“ nur
ehrenamtlicher Vorsitzender des DJV – was auch viele zeitliche
Herausforderungen mit sich bringt. Mit diesem Text möchte ich dafür um
Verständnis werben, dass manche Anfrage – manchmal auch versehentlich – als
überforderndes „Auch“ bei mir wahrgenommen wird: Weil es auch ein Anliegen ist,
mit dem ich mich gerne beschäftigen möchte, es aber rein physisch nicht kann
oder zumindest derzeit nicht kann.
Ich bin auch nur ein Mensch: Zugegeben, ein Mensch,
dessen Arbeitsleben vielen Rätsel aufgibt. Neben meinem Ehrenamt als
DJV-Bundesvorsitzender (ja, es gibt eine Aufwandsentschädigung, aber von der
allein kann und soll ich nicht leben) bin
ich als freier Journalist und als Medien- und Sozialwissenschaftler schwer
aktiv. Mein Tag müsste eigentlich viel mehr als 24 Stunden haben. Hat er aber
nicht. Da bleibt auch manches auf der Strecke. Da bin ich nicht
„überall“. Allen, die ich damit zuweilen nerve, bitte ich auf diesem
Wege zum Verzeihung. Vielleicht hilft es ja, wenn ich im Folgenden beschreibe,
warum meine Situation so ist, wie sie ist.
Da schreibt mir beispielsweise die Betreiberfirma eines
großen sozialen Netzwerkes, dass sie mich zu einer Diskussionsrunde einladen
möchte. Eigentlich bedeutet das eine Tätigkeit für mich, die sich im zeitlich
überschaubaren Rahmen hält. Aber eben auch nur eigentlich. Denn die Realität
frisst Minute um Minute: E-Mail lesen, Anliegen identifizieren, Thema erfassen
und prüfen, ob ich dazu überhaupt etwas zu
sagen hätte, ob ich an diesem Diskurs teilhaben möchte. Nächster Schritt: sich inhaltlich dafür entscheiden. Dann jedoch
muss in der Folge der Termin geprüft werden. Ich werfe einen Blick in den
Kalender: Da steht schon ein anderer, wichtiger Termin, der Monate vorher
vereinbart worden ist und den ich nicht absagen kann. Die Absage muss also
diesmal an die Netzwerk-Diskutierer gehen. Ich setze einen Text auf, prüfe ihn
noch einmal kurz auf Tippfehler, schicke ihn ab. Mindestens zehn Minuten hat
das gekostet. (Dass die Mail als unzustellbar zurück kam, selbst als ich sie
aus einem alternativen Mailaccount noch einmal abgeschickt und gewissenhaft geprüft habe, ob ich die
Mailadresse korrekt eingegeben habe – das will ich an dieser Stelle nicht in
die Routinebeschreibung aufnehmen. Es zeigt aber, dass es meist sogar noch
länger dauert.)
Bei oft rund 300 Mails, die mich am Tag erreichen, muss
zwar nur ein Teil davon derart intensiv „behandelt“ werden. Aber mehr als fünf
oder sechs die Stunde sind nicht machbar, das muss ich wohl akzeptieren. Und es
gibt ja auch noch andere Termine: Dienstreisen, Gespräche mit Politikern,
Podiumsdiskussionen, Interviews, Besuche von Livesendungen in Fernseh- und
Radiostudios, Teilnahme an Demonstrationen, Sitzungsteilnahme in internen
Gremien, Besprechungen mit der DJV-Geschäftsstelle und vieles mehr. Ach ja, ich
vergaß: Einen Beruf habe ich auch noch. Ich bin kein hauptamtlicher
Gewerkschaftschef. Meine Brötchen verdiene ich auch als Professor und als
freier Journalist. Beides ziemlich aktiv. Und ein Privatleben gibt es manchmal
auch noch.