Mittwoch, 29. März 2017

"... auch das noch": Warum Frank manchmal nicht überall ist


Dem Begriff „auch“ kann man sprachlich nicht unbedingt eine beeindruckende Eleganz unterstellen, auch und gerade dann nicht, wenn er in einem Text besonders häufig vorkommt. Das wiederum ist im vorliegenden Text der Fall. Denn manche wundern sich, dass ich als Vorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV) mich manchmal nicht auf Anfragen melde oder das (zu) lange dauert. Letztlich bin ich aber „auch“ nur ehrenamtlicher Vorsitzender des DJV – was auch viele zeitliche Herausforderungen mit sich bringt. Mit diesem Text möchte ich dafür um Verständnis werben, dass manche Anfrage – manchmal auch versehentlich – als überforderndes „Auch“ bei mir wahrgenommen wird: Weil es auch ein Anliegen ist, mit dem ich mich gerne beschäftigen möchte, es aber rein physisch nicht kann oder zumindest derzeit nicht kann.

Ich bin auch nur ein Mensch: Zugegeben, ein Mensch, dessen Arbeitsleben vielen Rätsel aufgibt. Neben meinem Ehrenamt als DJV-Bundesvorsitzender (ja, es gibt eine Aufwandsentschädigung, aber von der allein kann und soll ich nicht leben) bin ich als freier Journalist und als Medien- und Sozialwissenschaftler schwer aktiv. Mein Tag müsste eigentlich viel mehr als 24 Stunden haben. Hat er aber nicht. Da bleibt auch manches auf der Strecke. Da bin ich nicht „überall“. Allen, die ich damit zuweilen nerve, bitte ich auf diesem Wege zum Verzeihung. Vielleicht hilft es ja, wenn ich im Folgenden beschreibe, warum meine Situation so ist, wie sie ist.
Da schreibt mir beispielsweise die Betreiberfirma eines großen sozialen Netzwerkes, dass sie mich zu einer Diskussionsrunde einladen möchte. Eigentlich bedeutet das eine Tätigkeit für mich, die sich im zeitlich überschaubaren Rahmen hält. Aber eben auch nur eigentlich. Denn die Realität frisst Minute um Minute: E-Mail lesen, Anliegen identifizieren, Thema erfassen und prüfen, ob ich dazu überhaupt etwas zu sagen hätte, ob ich an diesem Diskurs teilhaben möchte. Nächster Schritt: sich inhaltlich dafür entscheiden. Dann jedoch muss in der Folge der Termin geprüft werden. Ich werfe einen Blick in den Kalender: Da steht schon ein anderer, wichtiger Termin, der Monate vorher vereinbart worden ist und den ich nicht absagen kann. Die Absage muss also diesmal an die Netzwerk-Diskutierer gehen. Ich setze einen Text auf, prüfe ihn noch einmal kurz auf Tippfehler, schicke ihn ab. Mindestens zehn Minuten hat das gekostet. (Dass die Mail als unzustellbar zurück kam, selbst als ich sie aus einem alternativen Mailaccount noch einmal abgeschickt und gewissenhaft geprüft habe, ob ich die Mailadresse korrekt eingegeben habe – das will ich an dieser Stelle nicht in die Routinebeschreibung aufnehmen. Es zeigt aber, dass es meist sogar noch länger dauert.)
Bei oft rund 300 Mails, die mich am Tag erreichen, muss zwar nur ein Teil davon derart intensiv „behandelt“ werden. Aber mehr als fünf oder sechs die Stunde sind nicht machbar, das muss ich wohl akzeptieren. Und es gibt ja auch noch andere Termine: Dienstreisen, Gespräche mit Politikern, Podiumsdiskussionen, Interviews, Besuche von Livesendungen in Fernseh- und Radiostudios, Teilnahme an Demonstrationen, Sitzungsteilnahme in internen Gremien, Besprechungen mit der DJV-Geschäftsstelle und vieles mehr. Ach ja, ich vergaß: Einen Beruf habe ich auch noch. Ich bin kein hauptamtlicher Gewerkschaftschef. Meine Brötchen verdiene ich auch als Professor und als freier Journalist. Beides ziemlich aktiv. Und ein Privatleben gibt es manchmal auch noch.