Donnerstag, 17. Juli 2014

Fußball, Gauchos, Balla-balla...

Hurra, sie ist vorbei! Die Fußball-Weltmeisterschaft rangiert bei mir mangels sportlichem Interesse ungefähr auf einer Stufe mit der Regionalmeisterschaft im Hallenjojo für die Südeifel. Die journalistische Begleitung des Großereignisses (ich meine jetzt die WM) hat - bei den wenigen Texten und Sendungen, denen ich mich nicht entziehen konnte - meine Nerven doch arg strapaziert. Was selbst öffentlich-rechtliche Sender da an "Information" feilgeboten haben, war zum fremd schämen: Fast schon niveauvoll wie die Kommentare mancher Fußballer. Sei's drum, es ist vorbei! Und das ist auch gut so. Aber ein letztes Mal bäumt sich die Fußball-Euphorie dann doch noch auf, und darüber gibt es einen Diskurs, den ich mir in seiner Intensität mal bei Themen wie Überwachung, Pressefreiheit oder Armut gewünscht hätte. Die Rede ist vom "Gaucho-Gate". Dem Absingen eines dümmlichen Liedes, das überraschenderweise die argentinischen Finalgegner nicht hymnisch verehrt sondern - aufgepasst! - tatsächlich lächerlich macht. Was hatten wir von den extrovertierten Ball-Philosophen denn anderes erwartet? Und: Glaubt tatsächlich irgend jemand in dieser Republik, dass da nationalistisches Gedankengut in der Textmelodie bewußt oder auch nur unbewußt mitgeschwungen ist?  Ganz ehrlich: Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Aber das muss ich auch nicht. Ich habe ja keine Ahnung von Fußball. Von Hallenjojo übrigens auch nicht.

Sonntag, 6. Juli 2014

Krass! Sie werden nicht glauben, was man von Ladendetektiven lernen kann!

Warum gibt es eigentlich Ladendetektive? Meist sind es Männer, die plötzlich hinter dem Supermarktregal auftauchen, sich betont unauffällig bewegen, eine gewisse Strenge in ihren Augen stehen haben, die also schlicht unangenehm wirken. „Kann ich mal bitte in Ihre Tasche schauen?“, ist dann der Angst einflößende Spruch – nicht, weil man etwas gestohlen hätte, sondern weil dieser Eingriff in die Privatsphäre eben einfach unangenehm ist. Trotzdem sind sich ehrlich Kundinnen und Kunden darüber im Klaren, dass man Ladendetektive braucht. Es gibt eben doch zu viele kriminelle Zeitgenossen, die damit auch die Preise für die Waren in die Höhe treiben. Der Schaden von Ladendiebstahl wird schließlich auf die Verkaufspreise drauf gedrückt, die wir alle bezahlen. Und: Wir wollen nicht mit bezahlen für Menschen, die die Gesellschaft vorsätzlich kriminell schädigen!


Schreiben der "Künstlersozialkasse"
So einleuchtend diese Gedanken sind, so empörend sind sie für die deutsche Wirtschaft, wenn sie auf einen anderen Lebensbereich angewendet werden: Nach einem neuen Gesetz sollen die Beitragszahlungen zur „Künstlersozialkasse“ häufiger und strenger kontrolliert werden. Endlich ist der Ladendetektiv für Deutschlands kreativ Tätige da. Also, ein erst zu nehmender Staatsdetektiv, der zumindest vorsätzlich kriminelle Schädiger erwischen KÖNNTE. Bisher gab es so wenige Prüfungen, dass es äußerst wahrscheinlich ist, dass sich viele Firmen vor der gesetzlich vorgeschriebenen Abgabe in krimineller Form gedrückt haben. Jetzt soll sich das ändern. Mit überbordender Bürokratie hat das nichts zu tun. Wer bisher schon ehrlich war, hat bei solchen Prüfungen doch nichts zu befürchten. Und: Wir wollen auch bei der Künstlersozialkasse über unsere Steuergelder nicht bezahlen für Menschen, die die Gesellschaft vorsätzlich kriminell schädigen!

Freitag, 4. Juli 2014

Unzufriedenheit ist eine Gefahr

Unzufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind gefährlich. Davor warnen jetzt die Verantwortlichen bei Geheimdiensten. Das gilt aber nicht nur für die sprichwörtlichen Schlapphüte: Es gilt auch für diejenigen, die "was mit Medien" machen. Obwohl der Beruf des Journalisten oder der Journalistin auf der Beliebtheitsskala nicht besonders weit oben steht, drängen nach wie vor junge Menschen in die entsprechenden Job. Journalismus gilt vielen als Berufung, sie brennen für diesen Beruf. Es ist ja auch ein prima Leben: kreativ sein, mit Menschen arbeiten, Öffentlichkeit herstellen. Doch Unzufriedenheit ist zunehmend auch in dieser Branche ein Problem. Hoch Qualifizierte, exzellente Journalistinnen und Journalisten bekommen zuweilen kaum noch eine Chance. Sie sind unzufrieden, weil sie um ihren Job fürchten müssen. In Verlagen, in Sendern - immer häufiger fallen redaktionelle Stellen oder Auftragsvergaben dem gnadenlosen Rotstift zum Opfer. Wie will man da noch kreativ sein, aufrichtig und neugierig auf Menschen zugehen, gesellschaftlich notwendige Öffentlichkeit schaffen - wenn gleichzeitig Existenzängste drohen? Gute Arbeit verdient gutes Geld. Das gilt auch und gerade für den Journalismus. Nur wer im wahrsten Sinne des Wortes anständig zahlt, wird mit Spitzen-Journalismus Geld verdienen können. Eigentlich bräuchte man für diese Erkenntnis gar keine Geheimdienste - darauf könnte man auch selbst kommen...

Donnerstag, 26. Juni 2014

Peinlicher Angriff auf die Pressefreiheit

Pressefreiheit wird gemeinhin wahrscheinlich gerne überschätzt. Nicht jedoch in Justizkreisen: Wer sich als Staatsgewalt mal richtig austoben will, setzt sich locker über das Grundgesetz hinweg und durchsucht einfach mal eine Redaktion. Ist doch lustig, mal zu schauen, was es da so zu gucken gibt.... Oder man spioniert spektakulär Informanten oder Leserbriefschreiber aus. Generalprävention nennt man das wohl - ein juristisches Fachwort, das gerne mit "Abschreckung" übersetzt wird. So ist es jüngst geschehen beim "Darmstädter Echo". Es ist nicht das erste Mal, dass eine journalistisch tätige Redaktion Opfer solcher Justizwillkür wurde. Im Nachhinein kann man dann gerne feststellen lassen, dass das alles widerrechtlich war. Die Verantwortlichen in Darmstadt haben diese Absicht bereits angekündigt. Aber was nützt das? Die Abschreckung ist da, das Grundgesetz mit seiner Pressefreiheit hat mal wieder ein veritables Loch bekommen.


http://meedia.de/2014/06/25/durchsuchungsbeschluss-staatanwaelte-gehen-gegen-darmstaedter-echo-vor/?utm_campaign=NEWSLETTER_MITTAG&utm_source=newsletter&utm_medium=email

Donnerstag, 19. Juni 2014

Gute Arbeit für gutes Geld?

Bekommen Journalistinnen und Journalisten für gute Arbeit noch gutes Geld? Eine Frage, die den ganzen Berufsstand umtreibt. Und das nicht nur in Deutschland. Immer mehr Aufgaben werden auf die redaktionellen Mitarbeiter abgewälzt, für das eigentliche Kerngeschäft bleibt zuweilen kaum noch Zeit. Gleichzeitig versuchen Verleger und Sender, die Gehälter und Honorare zu drücken, um Geld zu sparen. Dass die Qualität von Medienveröffentlichungen darunter leidet, liegt auf der Hand. Es will aber kaum jemand wahrhaben. Die Folge ist, dass auch in Deutschland der Bundesverband der Zeitungsverleger kein einheitliches Bild mehr abgibt. Nur die Gewerkschaften wie der Deutsche Journalisten Verband setzen sich konsequent für eine faire Bezahlung der Mitarbeiter ein. Jetzt gibt es überraschend Rückendeckung von den Verlegern - sie erkennen, dass mit Dumping-Bezahlung kein hervorragender Journalismus zu machen ist - womöglich noch nicht einmal welcher, der gesellschaftlich anerkannt und konsumiert und somit bezahlt wird. Naja, es sind nicht die deutschen Verleger, die zu dieser Erkenntnis gekommen sind - es sind die in der Schweiz! Näheres dazu schreibt die Neue Zürcher Zeitung:

http://www.nzz.ch/feuilleton/medien/selbstkritische-voten-aus-der-medienbranche-1.18323380

Montag, 16. Juni 2014

Vom Wert des "Cat Content"


Katzen verdienen bei TV-Produktionen mehr als Schauspieler, berichtet die FAZ (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/die-gagen-der-schauspieler-hund-und-katze-kriegen-mehr-12982379.html). Das gilt zuweilen auch für Journalisten: „Cat Content“ wird im Internet in der Regel häufiger geklickt als inhaltlich-redaktionelle Inhalte. Der Boulevard bedient die Bewunderung für die putzigen Felltiger, was beim Publikum offenbar sehr gut ankommt. Journalistisch sind solche Angebote natürlich intellektuelle Diätkost. Krieg und Frieden, Rentendebatten, Rechtsextremismus, Ausspähung der Bürger – all das führt schnell zu einem Ermüdungseffekt bei den Konsumenten, während Cat Content „immer geht“. Für die Erstellung katzenmäßiger Inhalte braucht man kaum anständig bezahlte Medienmenschen – wie die Ablichtung einer fellfühligen Vertreterin mit dem Mobiltelefon des Autors für diesen Blog veranschaulicht (als Honorar gab es für „Lilli“ nur ein paar Streicheleinheiten). Für gute Arbeit muss gutes Geld bezahlt werden. Denn im Gegensatz zu Katzen, die mit Vollpension menschliche Obhut genießen, müssen Journalisten ihren Lebensunterhalt mit Arbeit verdienen. Natürlich hat auch Boulevard-Berichterstattung ihre Daseinsberechtigung. Wichtig ist aber auch die solide Finanzierung journalistischer Komplettangebote, bei denen sich die Welt nicht nur um Schmalspur-Themen dreht. Bis zu 400 Euro pro Tag – wie Katzen laut FAZ bei Fernsehproduktionen – verdient dort kaum ein Journalist. Warum eigentlich nicht?
Knuddelig und kostengünstig, aber wenig journalistisch: "Cat Content". (Foto: F. Überall)

Freitag, 13. Juni 2014

WDR: Mehr als jede/r zehnte muss gehen



Dunkle Wolken ziehen auf über dem altehrwürdigen Westdeutschen Rundfunk (WDR). Mehr als jede/r zehnte Festangestellte wird in den nächsten Jahren den Schreibtisch, das Sendestudio, das Rampenlicht räumen müssen. 500 Stellen müssen abgebaut werden. Und das sind nur die „Festen“. Bei den „Freien“ wird in ähnlichem Umfang gespart werden. Ganz gleich in welchem Beschäftigungs- oder Auftragsverhältnis: Die Zeit gemütlicher Rundfunk-Verwaltung ist längst vorbei. Viele ersticken in (Zusatz-)Arbeit, für gediegenes journalistisches Handwerk bleibt immer weniger Zeit. Der WDR wird sich verändern. Der von der Politik verordnete Sparzwang wird sich drastisch auswirken. Intendant Tom Buhrow hat bereits durchblicken lassen, dass Aufgaben reduziert werden müssen. Was bedeutet das konkret? Der WDR wird seine Angebote einschränken, es wird weniger Programm geben. Denn man wird die „übrig gebliebenen“ Beschäftigten ja nicht zu Hungerlöhnen arbeiten lassen. Das hätte den Mitglieder der „Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs“ (KEF) bewusst sein müssen. Inwieweit das noch etwas mit der Bestands- und Entwicklungsgarantie des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu tun hat, ist gerade in Zeiten des digitalen Umbruchs in der Medienbranche fraglich. Wir brauchen eine breite Debatte darüber, was öffentlich-rechtlicher Rundfunk für die Gesellschaft leisten soll!


"Eigen-Dreh" aus Personalmangel? Der WDR muss drastisch sparen. (Foto: F. Überall)